Antenne 2.0

Das Kollektiv „May_fly“ hat sich nach der Eintagsfliege benannt.
Die kurze Lebensdauer des Insekts wird zum Ausgangspunkt für die Beschäftigung mit einer Entfremdung des Menschen von der Natur und,
damit einhergehend, seinem eigenen Tod.
Natur zu sein heißt auch vergänglich sein; Lebendigkeit heißt, das Leben verletzlich und fragil zu führen.
Wenn die Zeit kommt, werden wir uns auflösen – „endlich“ werden wir wieder Teil der Natur.
Ist dieser Moment zu fürchten oder zu ersehnen?
Die klangbasierte Performance „Antenne 2.0“ schafft durch Live-Modulation kinetischer Installationselemente und Kostüme
einen symbiotischen Kreislauf. Die Bewegungsabläufe entstehen im Zusammenwirken aller Beteiligten
als dezentraler „Cyber-Organismus“.
Antenne 1.

DAS ERTASTEN DES RAUMS.
IM SYMBIOTISCHEN ZUSTAND.
EINE EIGENE FORM ZU TANZEN.
Die Performancekünstlerin Fun-Yu Pu erhielt ein Korsett, an dem Antennen befestigt wurden.
Diese wurden über einen Controller von mir ferngesteuert. So tasteten wir uns durch die Gänge
und Räume eines Gebäudes, screenten Raum bis zur Erschöpfung.
Eine Wechselwirkung zwischen der Entscheidung meiner Steuerung, der Bewegung der Antennen
und des Akteurs. Eine sehr eigene Tanzform entstand. Eine Symbiose zwischen zwei Künstlern
über ein Medium.
Eine Zwischenstufe der Verwandlung eines biologischen Organismuses zu einer kybernetischen Lebensform.
Stichwort: Bodymodifikation. Wie weit wird diese Entwicklung gehen?
Sollten unsere Körper mit neuen technischen Sinnesorganen oder Extremitäten erweitert werden?
Diese Entwicklung trägt die Auflösung von Normen mit sich. Die Performance ist dem Treiben eines Insektes
nachempfunden, das zum Licht gelangend wieder und wieder gegen eine Scheibe fliegt, sich verausgabt
bis zur Erschöpfung oder dem Tod.
So endet auch die Performance: Fun-Yu fällt schwitzend und erschöpft zu Boden, Antennen zerbrechen.
Ihr Körper zuckt ein paar Mal, dann Ruhe.